Texte: Eigene und Fremde


Immer wieder stolpern wir über Gedanken, die uns wichtig erscheinen. Aspekte, Splitter und Meinungen zu Themen, die mit psychischer Gesundheit oder seelischem Leid zu tun haben.

Unser Ziel ist eine thematisch oder inhaltlich gegliederte Sammlung zu gründen.

 

Moral und Philosophie von Therapie:

 Ziel der therapeutischen Interaktionen, der Therapie ist unserer Meinung nach nicht, die Gleichgültigkeit, sondern in bezug auf die anderen Menschen eine wohlwollende, beschütze Neutralität.

Alle therapeutischen Interventionen haben nicht das Ziel, den Menschen fit zu machen, etwas nicht menschliches besser tun zu können. Auch nicht, gleichgültig bezüglich der eigenen Fehler zu werden.

Was ist aber das „menschliche“?

 Das, was jeden Menschen ausmacht, was für jeden Menschen gilt. Seine grundsätzlichen Bedürfnisse, Rechte und dem Anderen gegenüber: Pflichten.

 Ob wir gemäß dieser Haltung richtig handeln, oder nicht, wird in unserem Gewissen sichtbar.

 Wobei bei näherem Betrachten erkennbar wird, dass es wohl drei Ebenen von Gewissen gibt.

 Die erste Ebene des Gewissens ist das so genannte persönliche Gewissen. Es richtet sich nach den persönlichen Sichtweisen, Bedürfnissen und Abneigungen mittels des Kriteriums von Gut und Böse und ist daher sehr eng gefasst. „Ich tue etwas, weil es für mich gut ist!“ Und „Ich fühle mich gut oder schlecht, wenn ich etwas tue!“

Die zweite Ebene des Gewissens, das kollektive Gewissen, umfasst auch die anderen Mitglieder der jeweiligen Gruppe, ist also umfassender als das persönliche und befindet sich sehr oft mit dem persönlichen Gewissen in Konflikt. „Ich tue etwas, weil es für meine Gruppe gut ist, auch wenn es für mich selbst nicht gut ist!“

Die dritte Ebene wird gerne geistiges, allgemeines, generelles oder umfassendes Gewissen genannt, weil es keine Grenzen kennt. Hierbei geht es weder um das persönliche Gut oder Böse, noch um die Unterscheidung von Zugehörigkeit oder Ausgeschlossenheit zu einer Gruppe von Menschen.

Hinter diesem Gewissen stecken unsere Anschauungen von den Ordnungen, Prinzipien in unserer Welt. Dies sind vor allem anderen das Prinzip der Liebe, der Bewegung und Haltung der Zuwendung zu allem. Menschen, Tiere und Natur, Leben, Liebe und Frieden.

In der christlichen Religion wird dieses Prinzip im Gebot: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“, sichtbar.

Wenn wir uns bemühen, das Prinzip Liebe umzusetzen, haben wir das Gefühl eines guten Gewissens. Ähnlich dem Gefühl des persönlichen Gewissens, allerdings nicht auf der Basis des Kriteriums, was ich für mich als gut oder böse wahrnehme, sondern auf der Basis des Prinzips Liebe und Hinwendung zu allem, was ist.

Ein schlechtes Gewissen resultiert demnach aus einer Abweichung von diesem Prinzip, wenn wir jemanden von unserer Zuwendung und unserem Wohlwollen ausschließen.

Und wie beim persönlichen Gewissen dient das schlechte Gewissen dem guten Gewissen, indem es uns spüren läßt, dass wir nicht im Einklang mit dem Prinzip der Liebe und der Zuwendung sind, damit wir aktiv werden und uns weiterentwickeln.

Zurück zu der Ausgangsfrage, welchem Ziel dient jedwelche Therapie, jede therapeutische Intervention?

Natürlich letztendlich immer der Entwicklung eines Menschen aus seinem Leid, seiner Belastetheit heraus zu einer Lebensqualität, die im Einklang mit dem Prinzip der Liebe steht. Die es ihm ermöglicht, sich selbst zu sehen mit allem, was ihn ausmacht und dazu gehört eben von Grund auf auch, dass dies auch für alle anderen Menschen gilt, für die Tiere und die Natur, das heißt, dass es ihm nur wirklich gut gehen kann, wenn er versucht, im Einklang zu leben.

Wieweit es jedem von uns gelingt, hängt von vielen Faktoren ab.

Als Therapeut habe ich das Ziel, wenigstens die wichtigsten Faktoren, die eine Klientin, einen Klienten davon abhalten in Achtsamkeit mit sich und der Welt zu leben, zu erkennen und ihm als Beobachtung zur Verfügung zu stellen, damit sie/er dann entscheiden kann, wie sie/er mit diesem Faktor in Zukunft umgehen kann. (Diagnose).

Und natürlich unterstütze ich sie/ihn dann auch in ihrem Veränderungswunsch und ihrer Persönlichkeitsentwicklung. (Therapie).

So wie für jede wissenschaftliche Erkenntnis gilt, dass sie für oder gegen die Menschlichkeit eingesetzt werden kann, gilt auch für jede therapeutische Technik, dass sie nur in Verbindung mit menschlichen Prinzipien zu einem guten Ziel führt.

 In diesem Sinne biete ich mein Wissen und meine Fähigkeiten meinen Klienten an.